Freitag, 30. Oktober 2009

Goldrausch unterm deutschen Hügel

Nach 4 Tagen in Wanaka war es heute einmal wieder Zeit für mich den Motor anzuwerfen und weiterzuziehen. Arrowtown, ein kleines Städtchen in der Nähe von Queenstown mit historischem Ortskern erreichte ich nach 60 km malerischer Fahrt. Mit Sonnenschein über mir ging es vorbei an kleinen Häuseransammlungen, bei dem mir einmal mehr ein liebevoll hergerichteter Oldtimer vor die Linse kam. Nach Stärkung im Cafe ging es dann zur Halbtageswanderung hinauf bzw. rund um den „German Hill“, eine 780 m hohe Erhebung mit herrlichem Blick über die Ebene und den hiesigen See, der scheinbar nie fehlen darf hier. Um auch wieder einmal mein Reiseblogthema „a trumpet goes around the world“ nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, gibt’s einen netten Schnappschuss auf dem deutschen Hügel mit Trompete. Habe ich doch den Possums, den Vögeln und den Hasen dieser Region ein kleines Ständchen gespielt ...




Dienstag, 27. Oktober 2009

Vom Schweigen der Lämmer...

... ist hier im Rob Roy Valley, einem Teil des Mount Aspiring National Parks und etwa 1 Autostunde von Wanaka entfernt, nichts zu spüren. Es ist Oktober und Lämmerzeit. Tausende von kleinen Wollknäueln tollen auf den saftig grünen Wiesen herum. Während Mama Schaf fleißig am Grasen ist, suchen die Kleinen zielgenau Muttertiers Andockstation zum Milch saugen. Bei rund 45 Mio. Schafen in Neuseeland (zum Vergleich: es gibt nur rund 4,2 Mio. Einwohner) kann man sich in etwa vorstellen, wie viele junge Lämmer dem ersten Frühling entgegenfiebern und die Welt aus Schafssicht entdecken wollen. (Dazu übrigens mein persönlicher Buchtipp: Glennkill, ein Schafskrimi). Meine heutige Wanderung mit moderatem Anstieg führt mich aus dem Tal hinauf zum Rob Roy (da gabs doch mal einen schottischen Heldenfilm mit gleichem Titel...) Gletscher. Umgeben von Wasserfällen, so hoch das sie scheinbar im Nichts verpulvern und verschwinden, windet sich dieser strahlendweiße Gletscher am Fuße des Mount Aspiring gen Tal. Mit einem Sandwich, einer Flasche Wasser, einem Apfel und einer Tafel Schokolade (noch schön knackig kalt) genieße ich die intensive Sonne von meinem Stein aus sitzend und denke – das Leben ist schön.




Montag, 26. Oktober 2009

Nach 9 Monaten: Ein Rückblick und Zwischenbilanz

Tag 274. Ein verregneter, kalter Tag in Wanaka, Neuseeland. Zeit für mich, wieder einmal ein wenig zurück zu blicken und zu betrachten, was alles in den vergangenen 9 Monaten mir geschah. 2 Monate in Indien, welches sich mir so unterschiedlich präsentiert hat. Auf der einen Seite laut, chaotisch, schmutzig, aufdringlich, arm. Auf der anderen Seite farbenfroh, spirituell, kulturreich, herzlich. Dann der Sprung vom Hinduismus zum Buddhismus – Myanmar (Burma). Politisch leider seit Jahren umstritten, erlebe ich in einem Monat eine Herzlichkeit, Neugier und Freundlichkeit der Menschen, die es für mich zu einer meiner besten Ländererfahrungen überhaupt werden lässt. Von den Schönheiten des Landes, wie z.B. den rund 2.000 Tempelanlagen rund um die Stadt Bagan, ganz zu schweigen. In Darin, meinem amerikanischen Mitreisenden während der Zeit in Myanmar, habe ich einen neuen Freund gefunden. Besuch im Sultanat des reichsten Monarchen der Welt – Brunei. Klein, aber oho. Dank privatem Übernachten via Couchsurfing bei Sue ein Blick in die Wohnzimmer der Bruneiesen. Im muslimisch dominierten Malaysia, eines der am besten strukturierten Länder Asiens, dominierten Tauchexkursionen und Regenwaldimpressionen die nur so dahin fliegenden Wochen. Familienanschluss genieße ich für eine Woche bei Eric in Singapur, bekomme nach 5 Monaten erstmalig wieder ein gutes Glas Wein in die Hand. 2 ½ Monate Indonesien folgen: Sulawesi, die Togean Islands, Flores, Komodo Nationalpark, Bali, Lombok, die Gili Islands sorgen durch ihre Vielseitigkeit in Kultur, Religionen, Familientraditionen, Landschaft, Unterwasserwelt uvm. dafür, dass dieser Besuch mit Sicherheit nicht der letzte war. Ein „Hello Mister“ von lachenden Gesichtern klingt mir noch immer in den Ohren. Welch Kontrast nach einem halben Jahr Asien bietet sich mir dann im Anschluss – 6 Wochen Australien mit der abgelegenen Westküstenstadt Perth, dem rot leuchtenden Uluru (Ayers Rock) und der so von deutschen Backpackern dominierten Ostküste. 6 Tage Tauchsafari im nördlichen Great Barrier Reef, Partyvolk tummelt sich am Strand, Lagerfeueridylle erlebe ich mit den Aussies im Bergland. Seid 5 Wochen nun Neuseeland, welches (wenn es nicht gerade regnet) mit atemberaubender Landschaft aufwartet und erfolgreich die Maori-Identität für sich, die Touristen und die Nachkommenschaft bewahrt. Und somit habe ich also den Tag 275 vor mir, weitere 3 Monate die mich Stück für Stück noch hierbehalten und dann gen Osten bringen werden. Es bleibt spannend . . .

Sonntag, 25. Oktober 2009

Der Berg ruft

7.23 Uhr, ich wache auf und betrachte das Thermometer: 5 Grad in meinem Campervan und die Sonne blinzelt verschmitzt durch die Vorhänge. Ich schiebe sie zurück und – Bild 1 präsentiert sich mir. So schwer es mir auch fällt sich aus dem Schlafsack zu pellen, umso verlockender ist doch die Aussicht am frühen Morgen den anvisierten „Hooker Track“, eine Halbtageswanderung im Aoraki Mount Cook National Park in Angriff zu nehmen. Es ist Sonntag und ein langes Wochenende steht bevor, da der Montag ein Feiertag ist und viele Städter die Landflucht antreten. Daher werden mehr Besucher als sonst erwartet und mein Ziel ist es, den Massen vorauszulaufen. Ein kleines Frühstück im Stehen und los geht’s hinein ins Tal. Und auch hier wieder wie schon am Tag zuvor – jede Biegung eröffnet neue Perspektiven, neue Inspiration für kontrastreiche Fotos. Endziel ist der Hooker Lake, ein durch den nahegelegenen Gletscher gefüllter, sprichwörtlich eiskalter See. Doch mit dem Mount Cook im Hintergrund ein grandioser Anblick. Und ich lehne mich glaube nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, dies war ohne Frage eine meiner malerischsten Wanderungen überhaupt. Am späten Nachmittag hieß es für mich Abschied nehmen aus dem Tal der Riesen, gemeinsam mit dem roten Oldtimer, der gemütlich in der Nachmittagssonne das herrliche Bergpanorama genießt und vor sich hin tuckert.







Mein Besuch bei den Riesen

Nun hoffe ich einfach, das meine treuen Leser nicht langsam meiner vielen Landschaftsbilder überdrüssig werden. Doch jede Kreuzung, jede Straßenecke hier im Landesinneren der Südinsel lädt zum Anhalten, Verweilen, Fotografieren, Staunen ein. Mir ist leider bewusst, dass ich nicht annähernd die Weite und die Stimmung auf den Bildern einfangen kann, doch gebe ich mir alle Mühe es trotzdem ansatzweise zu versuchen. So wie heute Mittag zum Beispiel. Vorbei am Lake Pukaki fahre ich mit meinem Spaceship ein etwa 50 km langes Tal ein, näher und näher auf den Mount Cook zu. Auch Aoraki (Wolkenaufspießer) genannt, dominiert der höchste Berg des Landes mit seinen 3.764 m die Szene. Doch die gigantische Höhe kommt unter anderem nur deswegen so gut zur Geltung, weil das davor liegende Tal flach wie einen Pfannenkuchen ist, gerade mal auf 750m Höhe. Also eine scheinbar endlose Anfahrt mit ständigem Blick auf die steil abfallenden Berge. Der nur rund 700 km² große Nationalpark beheimatet 22 !!! Dreitausender und damit einen Löwenanteil der Hochgebirgslandschaft hier in Neuseeland. Und je näher ich mich dem Ende des Tales nähere, umso faszinierender werden die Eindrücke, die sich mir darbieten. Gerade mal 15 km entfernt von meinem Campingplatz befindet sich auch gleich der Tasman Gletscher, der größte des Landes. Mit bis zu 600m Dicke und bis zu 3 km Breite bewegt er sich rund 20cm pro Tag talabwärts. Obwohl selber spektakulär, werde ich alleine bei dem 20 minütigen Fußweg dorthin regelmäßig durch neue Perspektiven, atemberaubende Ausblicke in alle Richtungen abgelenkt. Und auch morgen wieder – ein neuer Tag, ein neuer Augenschmaus. Wenn das Wetter denn mitspielt ...




Freitag, 23. Oktober 2009

Erde und Himmel – ein astronomisches Erlebnis

Die letzten beiden Nächte habe ich mir einmal in anderer Form um die Ohren geschlagen, verbrachte ich sie doch auf exakt 1.032 m Höhe auf dem Mount John. Dieser beheimatet nämlich das hiesige Observatorium. Ausgestattet mit einem der besten Teleskope der Welt erscheinen hier die Sterne und Planeten zum Greifen nah. Jupiter und seine Monde erwecken den Eindruck als wären sie nur eine Tagesreise entfernt. Geschützt durch die südlichen Alpen auf der Westseite der Insel gibt es hier die klarste Luft im ganzen australischen Raum und extrem wenig Licht- und Luftverschmutzung. Nachdem ich gestern Abend noch wegen der Wolken auf Fotos verzichten musste, präsentierte sich heute der Tag (und die Nacht) von Ihrer fotogensten Seite. Es gibt Momente während meiner Reise, bei denen ich den Umfang und das Gewicht meiner Fotoausrüstung verfluche, doch heute nacht konnte ich das Potential dank zusätzlicher professioneller Ausrüstung recht gut nutzen. Fraser Gunn, der Hausfotograf des Observatoriums, verwendet u.a. ein Fotostativ, welches sich den Bewegungen des Sternenhimmels exakt anpasst, so dass bei Langzeitbelichtungen (bei mir rund 2 Minuten) keine Streifeneffekte durch die Erddrehung entstehen. Mit ein paar Infos aus erster Hand konnte ich mich also ihm anschließen und eifrig Nachtaufnahmen, so z.B. vom Kreuz des Südens, der Milchstraße mit all seinen Facetten vornehmen. Und das Tekapo Village direkt am See gelegen, bildet bei all den Sternenaufnahmen einen herrlichen Kontrast.







Schlafmatte für die Nacht

Der Name Tekapo leitet sich von den Maori-Wörtern „taka“ (Schlafmatte) und ‚“po“ (Nacht) ab und deutet darauf hin, das der kleine Ort lange Zeit als Zwischenstation genutzt wurde – was auch heute noch so ist. Ein Foto schießen, kurz die frische Luft einatmen, und weiter geht es auf dem Weg zum Mount Cook. Doch für mich ist es ehrlich gesagt viel zu schade hier nur Durchreise zu betreiben, locken doch die Wanderwege, das Bergpanorama, das Mount John Sternengucker Observatorium und natürlich das leuchtende türkisblaue Wasser des Sees zum Bleiben ein. Der auf rund 700m Höhe gelegene Bergsee erhält seine außergewöhnliche Farbe durch aufgelöste, schwimmende Felspartikel im Gletscherschmelzwasser, auf die das Sonnenlicht trifft. Und wie so häufig präsentiert sich der See im Abendlicht am Schönsten, wenn die in Bussen herbeigebrachten Massen an Touristen die „Kirche des guten Schäfers“ nicht mehr belagern und das weiche Abendlicht meine Fotolinse umschmeichelt.