Dienstag, 9. Juni 2009

„Hello Mister“ oder „Gorontalo und sein Lächeln“

Ehrlich gesagt konnte ich mich am heutigen Tage nicht zwischen diesen beiden Titeln entscheiden. Also habe ich schlichtweg einfach beide genommen. Denn beide treffen zu. Zwischenzeitlich habe ich der Küstenstadt Manado den Rücken gekehrt und es ging gestern mit dem Minibus rund 400 km südlich an die Flussstadt Gorontalo. 400 km bedeuten in Deutschland rund 4 Stunden Autofahrt (wenn’s nicht gerade staut). Hier bedeuten diese Distanz eine kraftraubende Tagesreise, in meinem Fall mit dem Minibus (8 Euro) rund 8 Stunden nonstop, mit dem großen local Bus (4 Euro) sogar 12 Stunden. Etwa 2/3 der Strecke verlief durchs wunderschöne Gebirge. Was jedoch immer eifrig Serpentinen mit sich bringt. Und wieder wurden im Minibus eifig von meinen Mitreisenden die K-Tüten gefüllt. Doch zu guter letzt erreichte ich Gorontalo wohlbehalten und mit eisernem Magen. Doch was hat mich eigentlich hierher geführt? Die Fähre zu den „Togean Islands“, einer malerischen Inselgruppe zwischen zwei Sulawesiarmen legt einmal pro Woche von hier aus ab. Morgen abend, am Mittwoch, geht’s also weiter. Zeit genug dieses nette Städtchen zu Fuss oder mit dem Motorradtaxi zu erkunden. Viel zu sehen gibt’s nicht, die einzige Sehenswürdigkeit – eine Heldenstatue – liegt direkt vor meiner Hoteltür. Dafür brauchts keine offizielle Sightseeingtour. Also schlendere ich. Bewusst nehme ich kein Motorradtaxi, damit ich in Ruhe fotografieren kann. Glaubte ich zumindest. Denn zu Fuß unterwegs zu sein ist hier eher ungewöhnlich, insbesondere für einen Ausländer. Ergo bekomme ich im 30 Sekundentakt von anhaltenden oder langsamfahrenden Taxifahrern ständige Angebote für einen Taxiritt. Und ich fast gleichen Rhythmus wird mir ein „Hello Mister“ nachgerufen. Wenn ich dies höre, dann schießt bei mir irgendwie die Erinnerung an das 19te Jahrhundert ins Gedächtnis, als Leute wie Ferdinand dé Lesseps in Ägypten den Suezkanal bauten und von den Arbeitern ehrfürchtig „Hello Mister“ genannt wurden. Bei mir kann ich mich irgendwie mit dieser Anrede gar nicht so identifizieren, fühle mich gar nicht wie ein „Mister“. Einfach nur die Strasse entlangzugehen, von vorbeifahrenden LKW-Fahrer zugewunken zu bekommen, von giggelnden Schülerinnen und Schülern gegrüßt zu werden, vom freundlichen Ladenbesitzer um die Ecke ein Hallo zu erhalten – irritierend und doch freundlich bemerkenswert. Und dabei immer dieses Lächeln. Ehrlich, von Herzen kommend, spontan. An allen Ecken dieser doch sonst eher farblos wirkenden Stadt. Ein bisschen Historie gibt’s hier allerdings doch. Mit dem Motorradtaxi eine halbe Stunde stadtauswärts auf einem Hügel gelegen thront eine alte aber kleine Burgruine portugiesischer Herkunft. Brav löhne ich den Eintrittspreis von 2000 Rupien (= 0,15 Euro) und kämpfe mich bei dämpfigen Wetter die rund 250 Treppenstufen bergaufwärts. Doch die Aussicht lohnt jeden Atemzug, jeden vergossenen Schweißtropfen. Eine weite Ebene, gefüllt mit Reisfeldern, umrahmt von Gebirgszügen und Regenwald bedeckt, lassen meinen Blick minutenlang in die Ferne schweifen. Lassen mich das Indonesien im Hier und Jetzt mit all seiner Authentizität spüren. Im Tal gezähmt und wirtschaftlich genutzt, im Gebirge wild und ursprünglich. Alleine genieße ich die Geräuschkulisse der Natur, das Schwirren der Insekten, das Zirpen der Zikaden. Wann und wo ich auf den Togean Islands wieder Internetanschluß habe weiß ich noch nicht, doch der nächste Bericht wird bestimmt nicht lange auf sich warten lassen ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Gunnar,
viele Urlaubsgrüße aus dem sonnigen
Hurghada von Jürgen und Rita.
Wir sind hier jeden Tag Tauchen und haben schon einiges sehen dürfen.
Zwei Tage sind uns noch gegönnt, um Delphine und/oder Haie anzutreffen.
Bis demnächst mit UW-Bildern...