Donnerstag, 26. März 2009

Myanmar - ich komme

Heute, am Donnerstag den 26.3.2009, ist mein Visum auch tatsächlich zur Abholung bereit gewesen, so dass es nun morgen früh mit dem Flieger in Richtung Rangun gehen kann. Auf Grund des eingeschränkten Internetverkehrs und diverser blockierter Emailprovider durch das hiesige Militärregime bitte ich schon jetzt zu entschuldigen, dass die folgenden Reiseberichte und Bilder bis zum 21. April nur zeitversetzt zur Verfügung gestellt werden können. Ich bitte Euch daher hie und da um etwas Geduld und werde natürlich mein Bestes tun, um mit interessanten Berichten und ungewöhnlichen Bildern dieses aussergewöhnlichen Landes fortzufahren ... ich bleibe dran - ihr hoffentlich auch. Liebe Grüße, Gunnar

Mittwoch, 25. März 2009

One night in Bangkok

Danke. Danke an all diejenigen lieben Menschen zuhause, die mir diese Woche zu meinem Geburtstag gratuliert und mir diese mit elektronischen Postkarten, emails, hier im Blog oder per SMS haben zukommen lassen. Was mir auch wieder zeigt, dass die Welt trotz der grossen Entfernungen virtuell sehr, sehr klein ist. Nun bin hier in Bangkok nicht nur eine Nacht. Unfreiwilligerweise muss ich ein paar Tage hier ausharren, um meine Weiterreise nach Myanmar vorzubereiten. Angefangen mit dem Kauf des obligatorischen Lonely Planet (den geliebten Reiseführer von S.Loose in Deutsch gibt’s hier leider nicht) gings gestern mit einem wissenden, aber ahnungslosen Tuk – Tuk Fahrer zur Botschaft von Myanmar. Dort angekommen durfte ich mich in die Schlange der Antragsteller einreihen um ein Antragsformular zu bekommen. Nach Ausfüllen der teilweise echt schrägen Fragen (wen interessiert der Name meines Papas in Burma?) gings ein zweites Mal in die Warteschlange. Als ich dann tatsächlich an die Reihe kam, schaute mich der Beamte an (scheinbar sehe ich wie ein gefürchteter Journalist aus?) und ließ mich noch ein drittes Formular mit meinem beruflichen Lebenslauf ausfüllen. Die Warteschlange zum dritten durfte ich mir dann aber dankenswerter ersparen. Zwei Tage dauert es nun und ich darf morgen meinen Reisepass mit Visum wieder abholen. Den brauche ich schließlich auch, denn nur damit kann ich dann auf der Bank Bargeld abholen. Harte US-Dollar in bar werden in Myanmar benötigt. Einen Geldautomaten oder sonstige Geldbeschaffungsmöglichen sucht man in diesem Land nämlich vergeblich. Tja, und wenn ich dann nun Visum und Bargeld in der Tasche habe, kann ich mit Glück für Freitag einen Flug nach Rangun buchen. Bis dahin wohne ich in einem komfortablen, aber großen und anonymen Hotel in der Nähe der Khaosan Road. Und erwehre mich täglich der teilweise recht aufdringlichen Verkäufer, Tuk-Tuk-Fahrer, Nepper, Schlepper und Bauernfänger. Nach der Erfahrung in Indien ist dies hier jedoch nichts ... und da ich mittlerweile schon das 4. Mal hier in BKK bin, kann ich mich glaube ich schon als „alten Hasen“ bezeichnen. Und dies durchaus im doppelten Sinn, wenn ich hier die Vielzahl der jungen Küken zwischen 19 und 25 Jahren rumhüpfen sehe...

Samstag, 21. März 2009

Time to say good bye, India

Viel mehr als in der Überschrift muss ich wohl kaum sagen, oder? 2 Monate nun durfte ich dieses wunderbare Land nun bereisen, entdecken, riechen, schmecken, hören, fühlen. Den Herzschlag dieses armen, reichen Landes spüren. Die Vielseitigkeit in allen Varianten entdecken. 1000 Jahre alte Tempelanlagen besichtigen, in 300 Jahre alten Havelis übernachten, mit baufälligen Bussen zwischen den Städten pendeln, die leckeren süssen und deftigen Köstlichkeiten am Strassenrand futtern. Die Armut in den ländlichen Gebieten Rajasthans aus Sicht des „reichen Touristen“ zu spüren bekommen, die saftig grünen Wiesen Goas auf der Durchfahrt zu erleben. Indien ist schön. Aber auch anstrengend. Individuell unterwegs zu sein benötigt Ruhe, Ausdauer, Geduld. Zeit um die Menschen abseits der Touristenpfade kennenzulernen. Erst dann erfährt man Stück für Stück die Lebens- und Liebenswertigkeiten der Inder. Mit jedem Tag, mit jeder Stunde. Indien bedeutet Chaos auf den Strassen, aufdringliche Verkäufer, schlechte Wasserqualität, Bettelei auf der Gasse. Doch auch genauso blaue Städte im Sonnenuntergang, leckere Currys, lustige Zugfahrten, lachende Gesichter und tiefe, bewegende Spiritualität. Für mich wäre es jetzt nach Tagen des Strandlebens schwierig, durch den sehr heissen Süden Indiens zu reisen um diesen ebenfalls sehr interessanten Teil zu entdecken. Dies möchte ich mir gerne für einen weiteren Besuch übriglassen. Und das ich zurückkehren werde, ist gewiss. Wann – keine Ahnung. Ist glaube ich auch nicht wirklich wichtig, denn Zeit ist relativ. Ein paar letzte Impressionen der Menschen, der Atmosphäre rund um den Agonda Beach, Goa. Morgen, Sonntag den 22. März, geht’s nun weiter mit dem Flieger. Good bye India, Thank you India. Welcome Thailand; Bangkok ist für vieles das Drehkreuz – unter anderem Sprungbrett nach Myanmar (auch Burma oder Birma genannt). Dies ist mein nächstes Ziel, für das ich noch Visum und Flug brauche – ob das alles so in Bangkok klappt wie ich mir das vorstelle, werde ich berichten ...




















Donnerstag, 19. März 2009

Über den Dächern von ...


...Nizza... äääh Indien meine ich natürlich. Während ich noch am Strand herumlümmele, möchte ich gerne die Gelegenheit nutzen und eine etwas andere Sichtweise auf dieses tolle Land beschreiben. Die Sicht von oben. Die Dächer der Städte kann ich hier im allgemeinen nicht gerade als schön bezeichnen. Doch in vieler Hinsicht bieten sie eine Vielzahl an Vorteilen im dichtbesiedelten Indien. Ein wenig Privatsphäre, Platz für Arbeit und Kreativität, Schutz bzw. Distanz vor dem allgegenwärtigen Lärm in den Straßen. Und natürlich eine grandiose Aussicht über die umliegende Szenerie. Ganz egal zu welcher Tageszeit man hier ein Dach betritt – jede bringt so ihren ganz eigenen Reiz mit sich. Der frühe Morgen mit seinen tiefhängenden Dunst- und Nebelschwaden, der Mittag unterm Sonnendach mit lauem Wind, die Sonnenuntergangsstimmung mit weichem Licht, die Nacht mit faszinierender Illumination. Bewegt man sich in den Straßen und blickt nach oben, bekommt man vielleicht hie und da ein paar freche Affen zu Gesicht. Selber auf dem Dach ist man plötzlich auf du und du mit ihnen. Auf Augenhöhe. Da kann es auch schon mal passieren, dass plötzlich ein zum Trocknen aufgehängtes Kleidungsstück unvermittelt verschwindet, stibitzt von einem dreisten Affen. Und gerade in Varanasi während des Happy Holi wurde mir die Bedeutung der Dächer noch zusätzlich vor Augen geführt. Zum Ausüben von Hobbies eignen sich die Dächer hervorragend. Inder lassen z.B. für Ihr Leben gerne Drachen steigen, kaum ein Tag vergeht an dem nicht irgendwo ein quadratischer Papierdrache am Horizont flattert. Ob großer Mann oder kleiner Junge, die Leidenschaft für das Drachensteigen eint die Menschen hier. Wie oft wurde ich in den vergangenen Wochen in meine Kindheit versetzt, wenn ich einen einsamen Papierdrachen in einem Baumwipfel verheddert beobachten musste. Ob Mensch, Affe, Drache oder Vogel – der Luftraum über den Städten wird eifrig genutzt – und das ist auch gut so.





























Mittwoch, 18. März 2009

Geküsst von der Muse reime ich heute ...

Geküsst von der Muse reime ich heute
Für mich, für Euch, für alle Leute
So dreh ich am Strand hier meine Runde
Auch gern zur frühen Morgenstunde

Doch auch am Abend ist´s sehr schön
Seh ich die rote Sonne geh´n
Sich gülden in das Meer versenkt
Und scheinbar mit dem Ozean vermengt.

Ob Yoga, joggen oder lesen,
oder sich nur was holen dort am Tresen
ein Lassi, dick und lecker kühl
läuft durch die Kehle – was ein Gefühl.

Bob Marley tönt leis´ aus einer Bar
Ich frage mich – ist´s wirklich wahr?
Hier nur zu sitzen, nur geniessen,
während meine Gedanken leise fliessen.

Mit großer Runde gab´s gestern am Tisch
Ein indisch Essen, mit frischem Fisch
Gemischtem Reis und Garlic-Brot
Auch Saucen, spinatgrün und tomatenrot.

Meine Nachbarin ludt zum Geburtstag ein
Da sage ich doch auch nicht nein
Und so wurde hier in lauer Sommernacht
Getrunken, geredet, gesungen, gelacht.

Die Zeit scheint hier fast still zu stehen
Habe auch noch keine Lust hier wegzugehen
Doch Ende März ist am Strand hier Schluß
Für mich wohl früher, schwenke den Hut alsbald zum Gruß

Steht bald in Goa der große Regen an
So packen im Vorfeld alle feste mit an
Die Hütten werden komplett auch abgebaut
Und trocken, sicher, gut verstaut

Damit im nächsten Winter alles neu
Von den Handwerkern, eifrig treu
Errichtet wird hier Stück für Stück
Wie gern käm´ ich wohl noch mal zurück.



Samstag, 14. März 2009

Müßiggang

Regelmäßige Leser meines Reiseblogs (schon jetzt mal zwischendurch ein Dankeschön fürs fleißige Lesen und einen herzlichen Gruß gen Heimat) werden gerade feststellen, dass ich mein Reisetempo dem Puls Indiens Stück für Stück anpasse. Auch den steigenden Temperaturen zolle ich meinen Tribut. Nach 4 Tagen in Khajuraho, 7 Tagen in Varanasi will ich nun so 2 Wochen (?) an Goas Stränden verbringen. Denn nach über 6 Wochen herumreisen und den vielen Besichtigungen von Ghats, Palästen, Forts, Moscheen und diversen Tempeln ist ein wenig Müßiggang am Strand angesagt. Nun ist Goa als einer der Staaten Indiens an der Westküste mit einer Küstenlinie von etwa 200 km nicht gerade klein und guter Rat teuer – wohin also? Interessanterweise hat sich durchweg die Meinung anderer Traveller für den Süden entschieden, und Stück für Stück wurde ein kleiner, ursprünglicher Ort Namens Agonda Beach zu meinem Favorit. Jetzt, nach 2 Tagen Strandleben, hat sich diese Wahl als voll und ganz richtig erwiesen. Relaxte Atmosphäre, überwiegend andere Backpacker und Langzeitreisende, keine Strandpartys (aus dem Alter bin ich glaube ich raus), keine Bettenburgen, kleine schnuckelige Holzhütten mit Hängematte vor der Tür, umrahmt von überhängenden Palmen. Trotz auslaufender Saison sind nach wie vor alle Strandrestaurants geöffnet und bieten das ersehnte Sunset-Bier an. Sand zwischen den Füßen, Blick gen Osten gerichtet zum rotleuchtenden Feuerball. Heute morgen um 7 Uhr habe ich mich am Strand in die kleine Gruppe der Jogger eingereiht (nach Wochen endlich mal wieder). Tollende Hunde sowie etwa ein halbes Dutzend Yoga-Jünger teilten sich mit mir den etwa 3 km langen Strand und bildeteten ein vollkommenes Strandidyll. In der Nacht verfolge ich nur 2 Geräusche. Mein Ventilator (der gleich abhebt, da nur 1 Leistungsstufe vorhanden ist – nämlich Vollgas) sowie das Rauschen des Meeres. Der beruhigende, monotone Geräuschpegel lässt mich nach den vielen Stunden gesunder Meeresluft langsam in den Schlaf gleiten. Viel wird es wohl in den kommenden Tagen nicht zu berichten geben, doch wer weiß dies schon im Voraus?

Donnerstag, 12. März 2009

HAPPY HOLI !!!

Ich mag Farbe. Sehr sogar. Doch was mir heute, am 11.3.2009 widerfahren ist, lässt sich als einmalig in meinem Leben beschreiben. Der Hotelmanager bezeichnete mich als verrückt da hinauszugehen. Andere Traveller bemitleideten mich, bezeichneten mich trotzdem als tapfer. Ich wollte schon Personenschutz beantragen. Dann, um kurz vor 11.00 Uhr war es soweit – ich bin mit meinem Gepäck vor die Tür getreten um mein mit Mühsam bestelltes Taxi in Richtung Flughafen zu erreichen. Es dauerte etwa 15 Sekunden, dann traf mich der erste Farbbeutel. Eine weitere Minute später erwischte mich eine Ladung pinkfarbene Soße aus einer überdimensionalen Spritze. Fröhliche, lachende Gesichter in Feierlaune strömten mir entgegen und riefen begeistert. HAPPY HOLI. Da ich mit Fototasche und Rucksack beschwert nicht wirklich entfliehen konnte, bekam ich die gesamte Ladung ab. Binnen 3 Minuten war ich von oben bis unten komplett durchnässt. Schattiert in allen Farbmixturen. Wie gerne hätte ich auf der Strasse das laute, fröhliche Spektakel fotografiert, doch die Chance die Kamera lebend aus diesem Schlachtfeld hinauszubekommen lag bei Null. Also habe ich schweren Herzens darauf verzichtet. Die morgentlichen Schnappschüsse vom sicheren Hoteldach, bei denen ich die Kinder beim Werfen beobachten konnte, spiegeln nicht einmal ansatzweise dessen wider, was sich mir später auf den Straßen bot. Tausende von Menschen, von oben bis unten mit Farbe beschmiert – echt verrückt. Doch was ist HAPPY HOLI? Mit der wichtigste Feiertag Nordindiens, mit dem schlicht und einfach der Frühling begrüßt wird. Am späten Vorabend geht es los mit Feiern, Trinken und Spaß haben. Am nächsten morgen, heute also, folgt die Farbschlacht bis etwa 13.00 Uhr, dann wird nur noch trockene Farbe verwendet. Diese hatte ich übrigens ein paar Tage zuvor auch schon einmal abbekommen. Und am späten Nachmittag ist der Spuk vorbei und alle legen für 1 Jahr die farbigen Klamotten ab. Das Taxi. Nun, da mein Hotel am Vortag nicht in der Lage war ein Taxi zu organisieren (es herrscht Ausnahmezustand und niemand arbeitet war die Begründung), ging ich selber los um einen Taxifahrer zur Fahrt zum Flughafen zu bestechen. Seine mündliche Zusage hatte ich, fast hätte es denn auch geklappt. Doch der Fahrer kam nicht zum verabredeten Zeitpunkt. Schon fast wie befürchtet, nachdem ich das umliegende Chaos gesehen habe. Nach der Toleranz-Viertel-Stunde (in der ich nochmals eifrig Farbe abbekommen habe) wollte ich gerade starten als mich ein Rikschafahrer ansprach und mir eine Fahrt zum gleichen Preis anbot. Da zögerte ich nicht lange und griff zu. Denn meinen Flieger nach Goa wollte ich ja nun trotz der widrigen Umstände nicht verpassen. Doch im Vergleich zu Autos haben Motor-Rikschas einen entscheidenden Nachteil. Sie sind offen. Was zur Folge hatte, das die ein oder andere Farbbombe im Wageninneren gelandet ist. Es war eine grandiose Fahrt ...

Aber bitte mit Diskretion !!!

Hier im Ausland bin ich Deutscher. Und auch die Inder wissen, dass wir Germanen nun mal gerne Bier trinken. Klischee. Während ich in Deutschland schon zusehen muss, dass mein Haltbarkeitsdatum der Bierkiste im Keller nicht überschritten wird weil ich so selten zuhause trinke, genieße ich es dagegen durchaus hier bei den warmen Temperaturen ein Sonnenuntergangsbierchen zu schlürfen. Doch natürlich nur um den Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen und mal etwas anderes als stilles Wasser zu mir zu nehmen. Klischee erfüllt. So gut wie keins der einfachen Restaurants oder Gästehäuser mit angeschlossener Dachterassengastronomie besitzt eine offizielle Lizenz zum Alkoholausschank. Entsprechend findet sich auch kein Bier auf der offiziellen Getränkekarte. Soviel zur Theorie. Bei mündlicher Nachfrage sieht die Sache dann jedoch ganz anders aus. Bier gewünscht? Kein Problem, haben wir. Und jetzt beginnt das Versteckspiel – welches eigentlich gar keines ist. Denn die Bierflaschen werden mit Alufolie oder Zeitungspapier so unvollständig umwickelt, dass jedem sofort klar ist – da ist Gerstensaft drin. Die nächste Variante – ein Becher, z.B. aus Metall wird eingeschenkt und die Flasche verschwindet diskret unter dem Tisch – an Dilletanz kaum noch zu überbieten. Den mit Abstand kreativsten Service bot ein Restaurant aus Agra. Erst dachte ich ja, der Kellner hätte sich im Tisch geirrt, doch – plötzlich bekam ich eine Teekanne und einen Kaffeebecher zum Abendessen serviert – gefüllt mit gut gekühltem Bier. Großartig, nicht? Und auf der Rechnung steht dann immer: Big Pepsi. Prost.

Montag, 9. März 2009

Es lebe die große Mutter

Damit Wasser zum Baden geeignet ist, darf die Anzahl der Fäkalbakterien pro 100 ml nicht 500 übersteigen. Hier in Varanasi liegt der Wert gemäß Messungen bei rund 1,5 Mio. Bakterien!!! Und trotzdem ist der Fluß Lebensquell und Mittelpunkt. Jeden Abend wird der Mutter im Rahmen der ganga-aarti Zeremonie gehuldigt. Ob auf dem Boot unterwegs, für das tägliche Bad, zum Waschen des Körpers und Zähneputzen, zum Wäsche waschen, für die Wasserbüffel, für das Aufnehmen der Asche der verbrannten Toten (und auch der nicht verbrannten Menschen, denn es gibt 5 Ausnahmen) oder zur rituellen Verwendung des Ganges-Wassers, der Lebensstrom ist allgegenwärtig. Am morgen, in der Kühle des Sonnenaufganges, ist es an den Ghats am schönsten. Wenn das warme, weiche Licht des Tages auf die teilweise morschen Gebäude leuchtet und der in einer Halbmondsichel angeordneten Gebäuden, Tempeln, Gästehäuser und ehemaligen Maharadschapalästen schmeichelt. Wenn die durch die Hitze des Tages aufkommenden Gerüche noch nicht aufsteigen und man die frische Luft des Wassers einatmen kann. Dann lässt sich erahnen, wie sich das Leben am Ganges zu seiner Hochzeit im 17. Jahrhundert abgespielt hat. Wenn aus dem muslimischen Viertel die Seidenmanufakturen Ihre reichgestickten Brokatstoffe über die Seidenstrasse in Richtung Europa verschifft haben ...
























Samstag, 7. März 2009

Die große Mutter

Der Ganges wird von den Hindus „die große Mutter" genannt. Für Millionen Inder ist er eine wichtige Verbindung zu Ihrem Glauben. Hier am Ufer des Ganges liegt mein aktueller Aufenthaltsort, Varanasi. Nur wenige Orte in Indien sind so farbenprächtig, charismatisch und spirituell wie die sogenannten Bade-Ghats von Varanasi. In der Stadt Shivas zählen die etwa 80 Ghats zu den heiligsten Orten des gesamten Subkontinents. Hindu-Pilger kommen hierher, um ihre Lebenssünden im Ganges wegzuwaschen (und sich im schmutzigen Wasser jedoch vielleicht das ein oder andere wieder mitnehmen). Verschiedene Ghats sind speziell dafür ausgerichtet, tagtäglich Verstorbene Angehörige verbrennen zu lassen und deren Asche dann im Ganges zu verstreuen. Klingt malerisch, wenn ich mir jedoch die Verbrennungsstätte ansehe, dann ist diese Massenabfertigung ziemlich trostlos. Doch mag mir dies nur als Außenstehender so vorkommen. Das die brennenden Ghats am heutigen Tage als Hintergrundmotiv für professionelle Fotoaufnahmen von Models missbraucht wurden, hinterließ bei mir ehrlich gesagt einen ziemlichen makabren und geschmacklosen Nachgeschmack. Mit Hunderten anderer Besucher wohne ich abends der sogenannten ganga-aarti Zeremonie bei. Teils von der Uferseite und teils per Boot werden die unter lautem Getöse vollzogenen Rituale im Scheinwerferlicht und für weithin jedermann sichtbar. Der Magie der sich wiederkehrenden Musik, der gesungenen Mantras, kann sich in dieser Stunde niemand entziehen und verfolgt aufmerksam die dargebrachten Zeremonien. Ob Hindu oder nicht, alle werden in den Bann gezogen. Ich war nun schon zum zweiten Mal dort, und werde sicherlich auch noch des öfteren in den kommenden Tagen dieses einzigartige Spektakel verfolgen. Ach ja, was den Hassle-Faktor anbetrifft (aufmerksame Leser erinnern sich an diesen Bericht), so hat sich Varanasi auf Platz 2 hinter Neu Dehli geschoben ...











Die kleinen Dinge des Lebens

Vor ein paar Tagen saß ich, um der Mittagshitze zu entgehen, mit meiner kleinen Trompete im Hotelgarten auf einer Hollywoodschaukel. Vom Balkon aus konnte ich im Vorfeld sehen das niemand im Garten war, so ging ich also hinaus um die Gelegenheit zum Spielen zu nutzen. Damit es nicht zu laut wurde hatte ich meinen Harmon-Dämpfer aufgesetzt. Wie ich also da so sitze und 1-2 Stücke dudele, höre ich ein Rascheln im Gebüsch hinter mir. Ein Gärtner ging eifrig und unentdeckt eifrig seiner Arbeit nach. Als ich mich zu ihm umdrehe, lächelt er freundlich zurück. Und dies trotz der harten Arbeit, die er bei jenseits der 32 Grad Marke zu verrichten hatte. Nach einer weiteren halben Stunde war das Rascheln verschwunden und ich nahm an das er in die Mittagspause entschwunden ist. Doch Fehlanzeige. Plötzlich stand er hinter mir, tippte mir schüchtern auf die Schulter und – schenkte mir einen klitzekleinen, selbstgebundenen Blumenstrauß. Als Dankeschön dafür das ich ihm den Arbeitstag versüßt habe. Wenn ich jetzt noch an die lächelnden Augen dieses Mannes denke, geht mir einfach ein Herz auf. Vielen Dank für die Blumen, lieber Gärtner.

Dienstag, 3. März 2009

Tütenbrause, Luftgewehr und Curry

Für fünf Tage ist es das Zentrum. Das Zentrum aller, die im Umkreis von vielleicht 30 km rund um Khajuraho wohnen und leben. Der Jahrmarkt. Freude und Spiel für die einen, Messe und Einkaufs-Eldorado für die anderen. Alters-, geschlechts- und kastenübergreifend kommen alle. Ob gerade erst ein paar Monate alt und von den Eltern getragen oder auch bereits den Zenit des Lebens überschritten – wer irgendwie beweglich ist lässt sich hier blicken. Packt die Gelegenheit beim Schopf und bezieht direkt vom Produzenten Töpfe, Textilien, Spielzeug, Kosmetika, Billigschmuck, Messer, Gewürze und andere haltbare Lebensmittel für die kommenden Monate en gros. Dem Farbenspiel der einzelnen Verkaufsstände sind schier keine Grenzen gesetzt. Es wird gefeilscht, geschimpft, gelacht, geflucht, per Handschlag besiegelt und zu guter letzt ein Chai getrunken. Oder was kühles, wie z.B. der frisch gepresste Zuckerrohrsaft, der durch die martialisch anmutenden Presswalzen gedrückt wird um den wenigen Flüssiggehalt der Zuckerrohre zu erkämpfen. Der Boden ist staubig wird durch die Tausenden von Menschen mit jedem Schritt aufgewirbelt, die Hitze flimmert über den provisorisch aufgespannten Zeltdächern. Und hier begegne ich wieder dem ursprünglichen Indien. An einem Ort, an dem ich nicht als Tourist eine Einkommensquelle darstelle sondern einfach nur Beobachter, Besucher bin. Werde neugierig befragt, begutachtet. Woher ich komme, wie ich heiße usw. Freundliche, pure Neugier. Während ich über den Jahrmarkt schlendere, begleiten mich stets 2-4 Kinder. Schauen mir neugierig beim Fotografieren zu, versuchen mit ein paar Brocken Englisch meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Freuen sich, wenn ich für ein paar Rupies beim Luftgewehrschiessen die Figuren erfolgreich abräume und beim Ringe werfen knapp daneben treffe. Wenn es um Lautstärke geht, scheinen die Inder keine Dezibelgrenzen zu kennen. Lautsprecheranlagen pusten über alles hinweg und preisen die verschiedenen Jahrmarktattraktionen an. Ob Riesenräder, Tierschau oder Zirkus – niemand wird von den lauten, hämmernden Beats verschont. Flucht für die Ohren – zwecklos. Flucht für alle anderen Sinne – nicht gewünscht. Denn die Mischung aus Farben, Eindrücken, visuellen Reizen, Gerüchen ist einmalig. Indisch.