Dienstag, 3. März 2009

Tütenbrause, Luftgewehr und Curry

Für fünf Tage ist es das Zentrum. Das Zentrum aller, die im Umkreis von vielleicht 30 km rund um Khajuraho wohnen und leben. Der Jahrmarkt. Freude und Spiel für die einen, Messe und Einkaufs-Eldorado für die anderen. Alters-, geschlechts- und kastenübergreifend kommen alle. Ob gerade erst ein paar Monate alt und von den Eltern getragen oder auch bereits den Zenit des Lebens überschritten – wer irgendwie beweglich ist lässt sich hier blicken. Packt die Gelegenheit beim Schopf und bezieht direkt vom Produzenten Töpfe, Textilien, Spielzeug, Kosmetika, Billigschmuck, Messer, Gewürze und andere haltbare Lebensmittel für die kommenden Monate en gros. Dem Farbenspiel der einzelnen Verkaufsstände sind schier keine Grenzen gesetzt. Es wird gefeilscht, geschimpft, gelacht, geflucht, per Handschlag besiegelt und zu guter letzt ein Chai getrunken. Oder was kühles, wie z.B. der frisch gepresste Zuckerrohrsaft, der durch die martialisch anmutenden Presswalzen gedrückt wird um den wenigen Flüssiggehalt der Zuckerrohre zu erkämpfen. Der Boden ist staubig wird durch die Tausenden von Menschen mit jedem Schritt aufgewirbelt, die Hitze flimmert über den provisorisch aufgespannten Zeltdächern. Und hier begegne ich wieder dem ursprünglichen Indien. An einem Ort, an dem ich nicht als Tourist eine Einkommensquelle darstelle sondern einfach nur Beobachter, Besucher bin. Werde neugierig befragt, begutachtet. Woher ich komme, wie ich heiße usw. Freundliche, pure Neugier. Während ich über den Jahrmarkt schlendere, begleiten mich stets 2-4 Kinder. Schauen mir neugierig beim Fotografieren zu, versuchen mit ein paar Brocken Englisch meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Freuen sich, wenn ich für ein paar Rupies beim Luftgewehrschiessen die Figuren erfolgreich abräume und beim Ringe werfen knapp daneben treffe. Wenn es um Lautstärke geht, scheinen die Inder keine Dezibelgrenzen zu kennen. Lautsprecheranlagen pusten über alles hinweg und preisen die verschiedenen Jahrmarktattraktionen an. Ob Riesenräder, Tierschau oder Zirkus – niemand wird von den lauten, hämmernden Beats verschont. Flucht für die Ohren – zwecklos. Flucht für alle anderen Sinne – nicht gewünscht. Denn die Mischung aus Farben, Eindrücken, visuellen Reizen, Gerüchen ist einmalig. Indisch.






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