Donnerstag, 31. Dezember 2009

Familienanschluss in Algarrobo

Nach 2 Übernachtungen in Santiago de Chile fliehe ich dankbar aus der Großstadt gen Westen und befinde mich nun in Algarrobo an der Küste. Gleich um die Ecke befindet sich, eingebettet in einer Hotel- und Apartmentanlage, die größte Swimmingpool-Anlage der Welt. Ehrlich gesagt ziemlich scheußlich, daher gibt’s auch noch kein Foto davon. Hier in Algarrobo verbringe ich die nächsten Tage, u.a. auch die Jahreswechselfeier ins 2010. Dank Einladung von Daniela, einer Bekannten aus Stuttgart, genieße ich Großfamilienanschluss. Und somit Einblick in die herzliche und feierfreudige Gastfreundschaftlichkeit der Chilenen. Je näher sich das Jahr sich dem Ende neigt, umso mehr füllt sich das Haus. Und obwohl erst 24 Stunden im Haus, bekomme ich von Anfang an das Gefühl, willkommen und fast Teil der Familie zu sein. Als einziges Nichtfamilienmitglied ist der Gedanke, womöglich als „Fremdkörper“ zu stören, irgendwie völlig abwegig. Die Abendrunde erstreckt sich über vier Generationen, bei leckerem chilenischem Rotwein wird munter deutsch, englisch und natürlich spanisch geschwatzt. Nicht alles verstehe ich immer, wird doch das Spanisch fast maschinengewehrartig abgeschossen, doch dank Gestik und lebendiger Mimik erschließt sich mir der ein oder andere Wortfetzen. Es verspricht also ein rauschendes Silvesterfest zu werden. In diesem Sinne wünsche ich all meinen treuen Lesern einen tollen Rutsch ins 2010.

Montag, 28. Dezember 2009

Coca Cola und der Weihnachtsmann

Das Gerücht hält sich eigentlich schon seit Jahren, wird jedoch von seriösen Quellen regelmäßig widerlegt (siehe auch unter www.urban-legends.com). Zu gerne spielt Coca-Cola mit dem Klischee, sie hätten in den 1930er Jahren den weiß-roten Weihnachtsmann erfunden. Am Beispiel des hiesigen Weihnachtsbaumes wird dieser Glaube weiter geschürt. Und es passt doch so gut, wenn man sich die Farbkombination im Logo des leckeren Brauseherstellers ansieht. Ich habe gestern die Inselwelt des Pazifiks verlassen und bin mittlerweile in Santiago de Chile, der Hauptstadt, angekommen. Eine Millionenmetropole, die mich heute, am ersten Tag, fast erdrückt. Nach vielen Wochen ohne wirkliche Großstadt ist das Wuseln auf den Straßen und in der Fußgängerzone ein wenig gewöhnungsbedürftig. Durchatmen kann ich dabei auf den weiträumigen Stadtplätzen, wie z.B. dem „Plaza de Armas“ oder den kleinen Anhöhen. Inmitten von Hochhäusern erhebt sich der „Cerro Santa Lucia“, der nach Beschreibung von Charles Darwin im Jahre 1833 einen grandiosen Blick ermöglicht hat. Dank Smog und Bauwut hält sich der Augenschmaus in Grenzen, doch Charme haben die Gebäude und Brunnen, eingebettet in einen kleinen Park, allemal.

Samstag, 26. Dezember 2009

Tongariki – die 15

Ein „Ahu“, eine sogenannte heilige Gedenkstätte, beheimatet in der Regel auch einen oder mehrere Moai Figuren. Die mit Abstand größte Gedenkstätte, Ahu Tongariki, beeindruckt mit 15 Figuren in Reih und Glied den staunenden Besucher. Ob aus der Entfernung, von der Meeresseite, oder im frühesten Morgenlicht davor stehend, auf mich und auf jeden anderen Betrachter übt diese Formation eine enorme Faszination aus. Und wieder schwirren Fragen im Kopf herum: Wieso wurde gerade dieser Standort, fern von dem einzigen Dorf, gewählt? Wo sind die fehlenden 14 Topknots, der aus rotem Stein aufgesetzte Kopfschmuck (maohi: pukao), geblieben? Warum an dieser Gedenkstätte so viele Figuren? Warum sind keine Schleifspuren von Transporten zu finden? Warum enden die Figuren auf Hüfthöhe? Wieder ungelöste Fragen, die nach wie vor zu Spekulationen hinreißen, ohne das Beweise vorhanden sind. Verständlich also, das es Jahr für Jahr rund 70.000 Besucher auf die Insel lockt und der Faszination Osterinsel erliegen – Tendenz steigend.

Die Geburtsstätte der Moai

817 Moai Figuren gibt es auf Rapa Nui, verteilt auf der ganzen Insel, jedoch überwiegend in Küstennähe. Die Größe der einzelnen Steinskulpturen schwankt zwischen 2 m und sage und schreibe 21 m, während der größte Anteil etwa 5 – 7 m Höhe aufweist. Rund um den Vulkan Rano Raraku liegt die Geburtsstätte der Moai, denn aus dem Felsmassiv des Kraters wurden die mächtigen Steinblöcke per Hand mit Steinkeilen mühsam herausgeschlagen. Etwa 80 befinden sich noch in unmittelbarer Nähe des Vulkankegels und verwandeln die Landschaft in ein einzigartiges Erlebnis. Doch warum gibt es überhaupt Moais? Nach der ersten Besiedelung der Insel ab ca 800 n.Chr., als dank von verschiedenen Stämmen bis zu 20.000 Menschen auf Rapa Nui lebten, trug der Glaube dazu bei, dass wichtige und hochrangige Personen der Gesellschaft nach Ihrem Tode eine stellvertretende Steinfigur gehauen bekommen. Diese soll, mit dem Gesicht landeinwärts gerichtet, über die Bevölkerung wachen und diese vor bösen Mächten beschützen. Was, wenn man sich die weitere Geschichte betrachtet, in der durch selbstzerstörende Stammeskriege ein Großteil der Einwohner ausgerottet wurde, scheinbar nicht wirklich funktioniert hat. Diana, bei der ich für die Zeit meines Besuches netterweise couchsurfen (www.couchsurfing.com) kann, führt mich selber zu diesem magischen Ort, erläutert mir die Geschichte. Weist mich jedoch stets darauf hin, das trotz all der archäologischen Forschungen, die seit Jahrzehnten betrieben werden, vieles nur auf Vermutungen basiert und für vieles die wissenschaftlichen Beweise fehlen. Wie z.B. die unterschiedlichen Theorien über den Transport der mächtigen Steinfiguren vom Vulkan zu ihrem jetzigen Standort. Rätsel über Rätsel

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Die gespaltene Insel

Sie sind Südamerikaner = Chilenen, Polynesier und eigenständige Bewohner von Rapa Nui (große Rapa). Wie lässt sich der Spagat so unterschiedlicher Kulturen bewerkstelligen? Kaum, und tatsächlich ist es für die Einwohner hier ein kultureller, politischer, gesellschaftlicher Schnitt. Denn etwa 2000 eingewanderte Chilenen vom Festland leben auf Rapa Nui, etwa 2.300 Maohi folgen der polynesischen Kultur, rund 100 Ausländer haben hierher immigriert. Sprachlich, kulturell und vielen Traditionen folgend lehnt sich die Lebensweise der Maohi eng an die der Nachbarn aus Tahiti, aber sogar weitreichend bis nach Neuseeland an. Ob Kunsthandwerk, ob Tattoos, ob Kanusport und Surfing, ob Musik- und Tanzstil, trotz südamerikanischer Zugehörigkeit findet sich all das Maohi (Maori) Gedankengut wieder. Bei gestrigen Folklore Tanzveranstaltung konnte ich all die Lieder, Rhythmuselemente und eigentümlichen Tanzstile, die ich bereits in franz, Polynesien kennen gelernt habe, wieder entdecken. Der elegante Hula Hüftschwung der Frauen, der leicht tänzelnde und mit Sprintelementen angereicherte Männertanz, ergänzt mit kriegerischen Ausrufen und Gesten. Ein 2 stündiges Fest und ein Augenschmaus für mich und meine Kamera. Was mir wiederum zeigt – die polynesische Lebensweise stark und gegenwärtig. Mehr vielleicht als manch Chilene akzeptieren möchte. .

Rapa Nui – Im Land der Moai

5 Stunden Flugzeit von Tahiti aus, doch genauso weit ist es zum südamerikanischen Kontinent nach Santiago de Chile. Die Insel der Moai, der mysteriösen Steinfiguren, überwiegend am Strand an heiligen Stätten aufgestellt. Ein Eldorado für Archäologen, die sich um die Lüftung der Geheimnisse bemühen, die dem Ursprung und dem Untergang der Kultur auf den Grund gehen wollen. Für die kommenden 6 Tage ist die Osterinsel meine Welt die es zu entdecken gibt. In der direkten Umgebung von Hanga Roa, dem einzigen Dorf der Insel mit seinen rund 4.400 Einwohnern, konnte ich bereits die ersten Moais an der Küstenlinie entdecken. Und weitere werden folgen in den kommenden Tagen. Entgegen der landläufigen Meinung, dass das die Osterinsel von den Spaniern entdeckt und kolonialisiert wurde, waren tatsächlich die Niederländer bereits 1722 erstmalig auf diesem entlegenen Eiland.(am Ostersonntag). Und alle Ankömmlinge staunten nicht schlecht, als ihnen diese baumkarge, mit Steinfiguren übersäte Insel vor die Augen kam. Seit 1888 nun zu Chile gehörig. Was rechtlich eindeutig ist, kulturell jedoch nicht eindeutig. Dies will ich jedoch in einem anderen Bericht erkunden... es gibt also viel zu erfahren, zu entdecken, zu berichten ... es bleibt spannend.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Weihnachtsgrüße

Weiße Weihnacht unterm Tannenbaum
Dies bleibt hier in der Südsee wohl immer ein Traum
Obwohl – auf die Palme etwas Puderzucker streuen...
Hmm, lieber nicht, das Geklebe würde niemanden erfreuen
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Dies Weihnachtsfest wird anders sein
Nicht mit Familie, mit Freunden, doch auch nicht allein
Wen ich bald treffe – ich weiß es noch nicht
Sage „Kia Ora“, Willkommen – und er hat ein freundliches Gesicht
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Und obwohl wir uns beim Treffen nicht kennen
Sich bald danach die Wege wieder trennen
Und jeder reist zum nächsten Platz in der Welt
Die gemeinsame Zeit ist das, was verbindet, zusammenhält.
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Weihnacht auf der Osterinsel, es klingt wie eine Ironie
Doch so betrachtet habe ich es ehrlich gesagt nie
Mehr als Symbolik gesehen auf meiner Reise
Das Leben ist ein Kommen und Gehen – auf seine Weise.
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Und eins ist schön und toll zu wissen
Das mich in der Heimat ein paar Menschen vermissen
Nicht nur jetzt in dieser besinnlichen Zeit
In dieser emotionalen, ganz eigenen Fröhlichkeit.
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Und so gerne ich reise, so will ich auch danken
Allen mitteilen, dass sich meine Gedanken ranken
Um Euch, Euer Glück und Euer Wohlergehen
Auch ich freue mich auf ein Wiedersehen.
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Ich wünsche Euch allen ein paar schöne Weihnachtstage
Und ´nen guten Rutsch ins 2010 – gar keine Frage
Und fällt kein Schnee auf den Weihnachtsbaum zuhauf
Dann streut doch vielleicht etwas Puderzucker drauf.

Endspurt in franz. Polynesien

Und den Endspurt sehe ich in doppeltem Sinne. Denn zum einen rüsten sich hier, ich bin zurück in Papeete auf Tahiti, die Geschäfte für die letzten Tage des Weihnachtsgeschäftes. Und wie in Deutschland scheint die ganze Stadt Kopf zu stehen, alle rennen und hecheln von Geschäft zu Geschäft um noch die letzten Besorgungen zu erledigen. Grund genug für mich am letzten Tag nach rund 4 ½ Wochen in franz. Polynesien ein Auto zu mieten und dem Stadttrubel zu entfliehen. Eine weise Entscheidung, gibt es doch außerhalb der Stadt kaum Verkehr – und umso mehr zu sehen. Wenn auch das Paul Gauguin Museum keine Originalgemälde ausstellt, so gewährt es doch einen interessanten Einblick über das Leben und Schaffen des französischen Malers, der sich einen Teil seines Lebens dem Leben dieses entlegenen Archipels gewidmet hat. Den Tipp von meinem Couchsurfer-Hausherrn Sacha, einen bestimmten Aussichtspunkt auf der kleineren Nebeninsel Tahiti Iti aufzusuchen, habe ich gerne befolgt, wurde die Auffahrt ins Hochland doch mit einem grandiosen Blick auf das Gebirgsmassiv der Hauptinsel Tahiti Nui belohnt. Fazit: Obwohl mir die Inselwelt hier ziemlich den Geldbeutel geschröpft hat, so habe ich doch alle 5 Inseln, Tahiti, Mo´orea, Huahine, Bora Bora und Rangiroa mit all Ihren verschiedenen Facetten kennengelernt. Bei vielen Tauchgängen, Tanzveranstaltungen, Sportwettkämpfen, Inselrundfahrten und –begehungen sind mir wieder viele interessante Leute begegnet. Denn der Mensch steht doch bei jedem Besuch eines Landes im Vordergrund.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Flipper

Es war mein 100.ter Tauchgang in diesem Jahr. Und hat dadurch die Reihe meiner persönlichen Highlights um ein Weiteres ergänzt. Der höchste Freiflug, der tiefste und längste Tauchgang, die längste Reise, viele Länder zum ersten Mal bereist, am weitesten von Europa entfernt. Welch eine besondere Tour für mich. In exakt 48 m Tiefe hat eine liebenswürdige Delphindame mir ein Geschenk bereitet. Sie legt sich vor uns auf den Boden, quiekt freudig und will gekrault und gestreichelt werden. Streicheln heißt bei einem Delphin jedoch Handauflegen und nicht reiben, da sonst die empfindliche Haut zu sehr geschädigt wird. Da wir zu viert im Wasser unterwegs waren, genoss der Delphin rund 5 min lang unsere Zärtlichkeiten, streckte wie eine schnurrende Katze alle Flossen von sich. Bis sie sich dann irgendwann glücklich gestreichelt davon trollte und mit schwungvollen und kraftvollen Stößen gen Wasseroberfläche davon schnellte. In dieser Tiefe gesellt sich später noch ein sogenannter Tigerhai dazu. Umgeben von zahlreichen Grauhaien wirkt dieser massive Hai von fast 4,50 m Länge wie ein alter, mächtiger Häuptling. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Olivier Archambaud von Paradive, der mir freundlicherweise die Bilder dieses Blogberichtes zur Verfügung gestellt hat.







Sonntag, 13. Dezember 2009

Viele wollen – doch nur einer darf

Jedes Jahr im Juli findet auf Tahiti das Heiva Festival statt. Es ist DAS Tanzfestival schlechthin. Gruppen von allen Inseln aus ganz franz. Polynesien kommen hierbei zusammen, um miteinander – aber auch gegeneinander im Wettbewerb zu tanzen. Die gewinnende Gruppe genießt höchstes Ansehen, entsprechend begehrt ist es für alle Tänzer an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Doch jede Insel darf nur eine Tanzgruppe entsenden. Auf Rangiroa gibt es 4, doch nur eine darf nächsten Sommer nach Tahiti fliegen. Gestern abend nun gab es den offiziellen Vorentscheid, in dem, begleitet von der eigenen Musikformation, der Boden heiß getanzt wurde. Ob nur Frauengruppe, Männergruppe, Solotanz von Mann und Frau, Paar oder gemischte Gruppe – alle Varianten wurden vorgestellt um die guten Tänzer ins beste Licht zu rücken und die komplette Bandbreite der lokalen Folkloretänze zu präsentieren. Wer letztendlich gewonnen hat, war mir persönlich ehrlich gesagt egal. Denn toll getanzt haben alle Gruppen, bezauberten mit einfallsreichen Kostümen (die Kokosnussschalen sind doch herrlich, nicht?) und entfachten ein Feuerwerk bei den Zuschauern. Für mich ein herrlicher Abend, den ich gemeinsam mit etwa 10 lokalen Lehrern (die auch teilweise tauchen) und zwei englischen Jungs, die ich bereits auf Bora Bora kennen gelernt habe.