Mittwoch, 8. Juli 2009

Ein Herz für Napoleon

Ich habe nichts gegen Chinesen. Überhaupt nicht, habe in den letzten Monaten sogar recht nette Zeitgenossen kennen gelernt, wenn auch nicht viele. Doch was die Essgewohnheiten anbetrifft bzw. wie diese vom Markt befriedigt wird, dies ist für mich schlichtweg unverständlich. Fangen wir mit dem Aberglauben an – Warum sollten Haifischflossen liebesstärkend für den Mann wirken? Und deswegen müssen durch das sogenannte Finning, dem Abschneiden der Haifischflossen bei lebendigem Leibe, rund 150 Mio. !!! Tiere jährlich verenden. Doch in meinem heutigen Bericht möchte ich mich dem Napoleon widmen. Der friedvolle Fisch (im ersten Bild) gehört zu den Lieblingen der Taucher. Beheimatet vom roten Meer bis weit in den indopazifischen Raum ist der zur Familie der Zackenbarsche gehörende Großfisch unter Wasser gerne gesehen. Leider aber auch auf der Speisekarte nobler chinesischer Restaurants. Die angeblich aphrodisierende Wirkung lässt die Preise für das Fleisch ohne weiteres mal auf 180 US Dollar pro Mahlzeit hochschnellen. Und die wertvollen dicken Lippen des Napoleon kosten bis zu 300 US Dollar. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Fisch lebend und unversehrt im Restaurant gezeigt wird. Verletzungen durch Angelhaken, Fischnetze oder dergleichen mindern den Preis deutlich. Entsprechend wird beim Fangen der Fische ein anderes Mittel eingesetzt – Cyanid. Und darin liegt das Problem. Cyanid, auch Blausäuresalz genannt, wird dem Fisch mit Hilfe einer Plastikflasche direkt ins Gesicht gespritzt und narkotisiert. Einmal betäubt, kann der Fisch ohne Probleme in ein Wasserbecken auf dem Fischerboot gebracht werden. Der Nachteil: Das Cyanid tötet auf Grund seiner Stärke alle kleineren Fische und Korallen in der gesamten Umgebung. Zurück bleibt eine Wüste der Zerstörung – über weite Landstriche hinweg. Auch wenn von vielen Ländern mittlerweile das Cyanidfischen strikt verboten ist, wird es auf Grund des hohen Gewinnes munter weiter praktiziert. Im Körper des Napoleons baut sich später das Cyanid relativ schnell ab, kann nur noch in Spuren in den Innereien, die sowieso nicht gegessen werden, nachgewiesen werden. Der Verzehr ist (leider) somit fast unbedenklich. Vielleicht wäre eine flächendeckende Legende, das Cyanid zu einer schnellen Impotenz führt, ein probates Mittel zur Bekämpfung dieser unwürdigen Fischfangkultur.





















1 Kommentar:

Juergen hat gesagt…

Hallo Gunnar,
bist du eigentlich mehr über oder unter Wasser unterwegs?
Jedenfalls freue ich mich über deine Tauchabenteuer und die schönen Bilder.
Dem armen Napoleon-Lippfisch (für Klugscheißer: die genaue biologische Bezeichnung lautet "Cheilinus undulatus") wird international ganz schön zugesetzt. Im Roten Meer kam es früher zu Fütterungen der großen Fische durch Taucher mit hart gekochten Eiern oder Bananen. Dies vertrugen die Napoleons nicht und führte u.a. zu Leberschäden. Die Zeiten "dürften" vorbei sein, immerhin konnte ich ein Prachtexemplar im Urlaub ablichten.
Viele Grüße, bis bald und immer "gut Luft".
Jürgen