Sonntag, 5. Juli 2009

Gedanken über die Religionen Indonesiens

Gerade von meinem Tauchtag zurückgekommen, stand ich eben unter der Dusche und lauschte einmal wieder den Rufen der beiden Muezzine von den nahegelegenen Moscheen in Labuanbajo. Und dabei kam mir so ein fragender Gedanke. Wie kommt es, dass ich hier in einem von Christen dominierenden Landesteil keine Kirchenglocken höre? Nirgends. Kirchen sind zu sehen, doch warum auch immer, die Glocken werden nicht verwendet. Oder ich bin einfach nur zur falschen Zeit da, kann ja auch sein. Wie überall auf der Welt gibt es Fanatiker, Gläubige, Gutgläubige, Atheisten und Agnostiker. Experten könnten mir wahrscheinlich jetzt noch ein paar weitere Untergliederungen hinzufügen. Während der letzten Wochen sind mir glücklicherweise bisher noch keine Extremen Gedankenträger über den Weg gelaufen. Doch durfte ich schon die ein oder andere interessante Unterhaltung führen, in medias res gehen und Meinungen über die Religionstreue einholen. Nun, die Vielfalt der vertretenen Glaubensgemeinschaften ist schon bemerkenswert. Während landläufig Indonesien als weltgrößtes muslimisches Land bekannt ist, geraten die anderen religiösen Strömungen eher in den Hintergrund. Zu Unrecht, wie ich feststellen durfte. Die beiden bevölkerungsreichsten Inseln Java und Sumatra, im übrigen muslimisch, habe ich bis dato noch nicht besucht. Doch da auf Java die Politik gemacht wird und bekannter weise Religion und Politik nicht immer so weit von einander entfernt sind, hat sich das muslimische Gedankengut ggü den anderen Religionen im Laufe der Jahrhunderte durchgesetzt. Sulawesi wird je zur Hälfte christlich/muslimisch geprägt. Eine Buddhastatue (siehe Bild)
ist mir auf Bunaken Island begegnet. Und die komplette Inselgruppe Nusa Tenggara ist, bis auf Lombok, eher christlich. Hier haben in der Vergangenheit die Missionare wirklich „beste“ Arbeit geleistet. Sowohl Protestanten als auch Katholiken sind vertreten, je nach Insel. Doch unabhängig davon bewahren sich viele Kulturen auf den Inseln trotz alledem Ihre eigene religiöse Identität, eigene Rituale und Zeremonien. Zum Beispiel die rund 120.000 Dorfbewohner der Ngaga, die in der Region Bajawa auf Flores leben. Es existiert eine eigene Clan- und Familienstruktur, bei der auch nach Jahrhunderten der Christianisierung das aus Indien bekannte Kastensystem gelebt wird. Auf Bali dominiert der Hinduismus, somit wird auch diese große Weltreligion vertreten. Nicht immer vertragen sich die Religionsvertreter miteinander, stets dann wenn fanatische Vertreter ihren Glauben über den anderer stellen. Und dies passiert leider immer wieder, dabei schließe ich keine Religion aus. Mir ist die Religion, von wem auch immer ausgeübt, durchweg positiv aufgefallen. Hilft sie doch den Menschen, mit Ihren tagtäglichen Sorgen und Problemen zurecht zu kommen und Halt zu finden.

Keine Kommentare: