Eine 350 km lange Fahrt durch das Outback, entlang der Black Mountains und einem traumhaften Küstenstreifen stecken mir trotz toller Impressionen in den Knochen, während ich Nugget Nose am späten Nachmittag am Fuße des Mount Malloy auf einem öffentlichen Parkplatz mit kostenloser Campingstation parke. Die Parkplätze sind nur halb belegt, als ich mit meinen beiden Nachbarn mit einem kühlen Dosenbier anstoße. Im Hintergrund kreischen sich im Sonnenuntergang die Kakadus die Seele aus dem Leib, bevor sich die Dunkelheit komplett über den Parkplatz senkt und Stille eintritt. Im entlegendsten Winkel des Parkplatzes wurde ein Lagerfeuer entzündet, und eingeladen geselle ich mich
gemeinsam mit meiner Taschentrompete in die lustig schwatzende, internationale Runde, dominiert von den australischen Reisenden älteren Semesters. Jeder mit seinem Campingstuhl, Wein, Bier oder Wasser bewaffnet ist herzlich ein geladen und schnell vergrößert sich die Lagerfeuerrunde auf etwa 15 Leute. Mack, ein australischer Camper aus dem Bilderbuch, holt seine Gitarre hervor und stimmt an. Mit Schlapphut, Rauschebart und massiven Lederstiefeln repräsentiert er für mich den Inbegriff des australischen, grundsoliden Farmers. Ausgestattet mit diversen Liederbüchern stimmen wir so im Laufe des Abends das ein oder andere bekannte Liedchen an, gelegentlich auch noch
begleitet von einer Mundharmonika. Fasziniert von den kleinen Ausmaßen wandert meine Taschentrompete von Hand zu Hand, bevor ich im Wechsel mit Mack den Abend musikalisch gestalte. Ob John Denver, Louis Armstrong, Elvis - alle Musikstile werden gemeinsam gesungen von der Runde in die Nacht getragen. . . und die fröhlichen Gesichter am nächsten Morgen zeigen das ich nicht der einzige war dem dieser Abend gefallen hat.
Freitag, 28. August 2009
Lagerfeueridylle
Mittwoch, 26. August 2009
Im Dienste Ihrer Majestät
... und es begab sich einst zu der Zeit, als das britische Königreich mit seinen Schiffen auf Erkundungstour auf allen Weltmeeren unterwegs war. Und so kam es auch, das im Jahre 1770 ein Schiff unter der Leitung vom Lt. James Cook mutig die Ostküste Australiens mit all seinen Grenzen entdecken wollte. Nichtwissend, dass unter der Wasseroberfläche so nahe der Küste ein flaches Riff den Kiel des Segelschiffes gefährden könne, näherte sich also die „Bark Endeavour“ dem Festland. Und fürwahr, es passierte was passieren musste: Das Schiff wurde beschädigt und die Mannschaft rettete sich auf das Land. Mehrere Wochen dauerten die Reparaturarbeiten, und währenddessen wurde an der
Landestelle das heutige Cooktown gegründet. In wilder Kulisse, von weißen Stränden umgeben stießen sie auf die Aborigines. Ein Jahrhundert lang schlief der kleine Ort fern ab der restlichen Welt vor sich hin, bis es Ende des 19. Jahrunderts gefunden wurde: Gold. Im Palmer Fluß wurden Nuggets gefunden und der Goldrausch begann. Cooktown stieg auf zum größten Goldfundplatz von ganz Queensland, mit der Folge das in der Spitzenzeit bis zu 20.000 Menschen hier lebten. Mittlerweile wieder ohne Gold in einen scheinbaren Dornröschenschlaf gefallen, lebt der Ort vom abgelegenen Camping- und Anglertourismus mit gerade mal 1.500 Einwohnern. Einige alte (oder alt aussehende) Gebäude,
einschließlich einem J. Cook Museum, versprühen noch den Charme von einst. Die Uhren ticken scheinbar langsamer, ein Pläuschen im Cafe um die Ecke ist immer gerne gesehen, das Auswerfen der Angelrute wird mit stoischer Geduld und Schweigsamkeit von den Männern auf dem Steg genossen. Wer hierher kommt sucht Ruhe – und die findet er auch, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. Etwa 10 km von Cooktown entdecke ich einen netten Strandabschnitt, und während ich Nugget Nose für die Nacht vorbereite, treffe ich Steve, den einzigen Bewohner dieser Bucht. Er kam vor 12 Jahren, baute sich ein Haus in den Hügel hinein und erfreut sich der Einsamkeit während der frühen
Morgen- und Abendstunden. Denn dann verschwinden all die (wenigen) Tagesbesucher und er hat wieder den etwa 1 km langen Strand für sich alleine. Wenn nicht gerade ein Camper, so wie ich, übernachtet. Gemeinsam während des Sonnenunterganges genießen wir ein kühles Bier, und erzählen uns so von einander. So erfahre ich von seiner früheren Arbeit als Minenarbeiter, der aktuellen 1-jährigen Auszeit die er sich gerade gönnt (kommt mir doch bekannt vor), seinem Besuch in Deutschland vor rund 30 Jahren. Und wenn ich ihn so mit seinem gewaltigen Schnauzbart und seinem Bauch lachend betrachte, scheint er mir mit sich und seiner fast menschenleeren Welt völlig im Einklang zu
sein. Kein Wunder, vermitteln doch die Wellen, der leichte Wind und später die sternklare Nacht eine ... kaum beschreibbare Idylle.
Samstag, 22. August 2009
Dem Cassowary auf der Spur
Nordwärts der Küste bin ich nun im Daintree Nationalpark angekommen. Der Regenwald nimmt für sich in Anspruch der älteste Urwald der Erde zu sein, älter sogar als das riesige Amazonasgebiet Südamerikas. Grund genug für mich hier mit Nugget Nose zu verweilen und die grüne Oase zu erkunden. Zur Einstimmung ging es in das Discovery Center, einem interaktiven Naturpfad mit Audioführer und ausführlichem Begleitheft über Fauna und Flora. Neben all den vielen üblichen Tieren des Regenwaldes beheimatet dieser Regenwald unter anderem das Cassowary. Doch was verbirgt sich denn hier nun wieder dahinter? Gäbe es nicht die Berichte anderer Traveller sie bereits gesehen zu
haben, und diverse Warnschilder an den Straßenrändern, ich hätte das Tier für ein Fabelwesen gehalten. Denn mir selber ist es noch nicht über den Weg gelaufen. Gehegt und gepflegt von den Rangern, den freiwilligen Helfern der hiesigen Schule ist es das inoffizielle Wahrzeichen des Nationalparks. Bis zu 1,80 m hoch, 85 kg schwer, ein straußenähnlicher, flugunfähiger Großvogel, verwandt mit dem Emu. Mit unförmigem Korpus stakst das Tier durch den Regenwald auf der Suche nach Nahrung, die sich sowohl aus vegetarischen und insektenartigen Bestandteilen zusammensetzt. Und da ich es noch nicht zu Gesicht bekommen habe, kann ich leider auch noch kein Foto davon zur Verfügung stellen.
Doch ich bleibe dran, und hoffe in den kommenden 1-2 Tagen Erfolg zu haben. Und bis dahin verwöhne ich meine Leser mit Strand- und Landschaftsaufnahmen ...
Freitag, 21. August 2009
On the road with Nugget Nose
Nugget Nose? Was will er denn jetzt schon wieder damit? Ist ihm womöglich der australische Goldrausch in denn Kopf gestiegen? Und mit welchem Alkoholpegel ist denn nun auch schon wieder dieses „formatfüllende“ Foto des Ayers Rock im Sonnenuntergang entstanden? Keine Sorge – mit mir und meinem Geisteszustand ist alles in Ordnung, könnte kaum besser gehen. Vor kurzem vom nahegelegenen Flughafen aus gestartet, bin ich mittlerweile schon an der nördlichen Ostküste, genauer gesagt in Port Douglas angekommen. In Cairns 1 x übernachtet ging es zur Spaceships Zentrale (eine der hiesigen Autovermietungen), und dort erwartete mich bereits Nugget Nose, mein
Campervan. Nach Monaten des Herumreisens mit Bus, Bahn, Flieger und sonstigen Transportmöglichkeiten habe ich nun für mich eine neue Reiseart auserkoren. Möchte ich nun auch einmal das Campen erkunden. Nugget Nose wird für die kommenden 4 Wochen mein Begleiter, Gefährte, meine Koch- und Schlafstätte sein. Hoffe doch das wir uns gut vertragen. Im Schlafzimmer kann ich, sofern die Zweitbatterie stark genug ist, DVDs betrachten, das Autoradio kontaktiert sich freudig mit meinem iPod, das Kühlfach sorgt für ein leckeres Sonnenuntergangsbier und meine Milch zum Frühstück. Was will ich mehr, was brauche ich noch? Eigentlich nur gute Laune, Motivation (beides
vorhanden) und einen Plan für die kommenden Wochen. Und der ist ziemlich einfach gestrickt. Im ersten Schritt geht’s in Richtung Norden zum Cape Tribulation, der u.a. den ältesten australischen Regenwald beheimatet. Und dann, wer weiß, wohin mich Nugget Nose noch führen wird? Hoffe ich doch einfach, dass er ein gutes Näschen beweisen wird. Eine erste gute Spürnase bewies er bereits, führte er mich doch in Port Douglas ins Calypso Dive Center, so das ich heute am 21.8.2009 meine ersten 3 Tauchgänge am Great Barrier Reef absolvieren konnte. Über das hohe Preisniveau stutzend war ich ja schon skeptisch, ob denn die hohen Erwartungen maritimer Schönheit auch erfüllt werden. Ich gebe zu
– nicht schlecht. Reicht vielleicht nicht ganz an die indonesische Farben- und Artenvielfalt heran, doch eine kleinere Wale unterwegs vom Boot aus zu beobachten (meine ersten übrigens überhaupt!!!) ließen sich ja schon mal gut an. Und Adlerrochen, Nacktschnecken, ein zahmer Napoleon und sonst. Meeresbewohner sorgten für sehr schöne und kurzweilige Unterhaltung unter Wasser. Jetzt, während ich diesen Bericht hier offline schreibe, sitze ich gerade in meinem Campingklappstuhl (mit integriertem Flaschenhalter) am weißen, flach abfallenden Sandstrand, beobachte das Farbenspiel des Sonnenuntergangs und lausche genüsslich den sanften Wellen . . .