Sonntag, 16. August 2009

Sturm über Fremantle – furchtlos im Wind

Die Zeichen standen auf Sturm. Und trotzdem habe ich mich wagemutig am Freitag morgen aus dem Haus gewagt und die Reise auf mich genommen. Mit Jacke und Regencape „bewaffnet“ gings mit der S-Bahn in das 20 km entfernte Küstenstädtchen Fremantle. Durch nette Beschreibungen im Reiseführer angelockt, stieg ich aus dem Waggon aus und wurde schier weggepustet. Denn so nah an der Küste wehte ´ne „steife Brise“, wie der Norddeutsche zu sagen pflegt. Dunkle Wolken scheuchten mit mächtiger Geschwindigkeit über den Horizont, wurden begleitet von heftigen Windböen und immer wiederkehrenden Regenschauern. Doch als kulturinteressierter Traveller hat mich dies natürlich nicht abgehalten und stemmte mich vornüber gebeugt zu den Markthallen (die nur Freitag – Sonntag geöffnet sind, daher auch meine Wahl heute zu fahren). Prall gefüllt mit leckeren Köstlichkeiten, Döner Kebap, Doughnuts, German Bratwurst waren genauso vertreten wie asiatische Gerichte, konnte ich mich über ein umfangreiches Angebot von australischen Souvenirs wie Didgeridoos, Lederhüten oder Esoteriksteinen erfreuen. Weiter gings zwischen zwei Regengüssen zum Fremantle Prison, dem ehemaligen Bezirksgefängnis. Von 1850 – 1991 in Betrieb zählt es heutzutage zu einem der Hauptattraktionen, deren Besichtigung im Anschluss auf meinem Programm stand. Geschockt vom Eintrittspreis (18 AUS Dollar = 10,50 Euro) schwankte ich noch kurz, rang mich dann aber doch durch diese Investition auf mich zu nehmen. Gibt es doch schließlich nicht viele Gelegenheiten ein waschechtes Gefängnis zu besichtigen. Und ich bereute es nicht, plauderte doch Führer John 1 ½ Stunden lang eifrig über die Geschichte der einzelnen Gebäudeteile und deren Verwendung. Die Zellengebäude, Küche, Essenshof, Kirche fanden genauso Berücksichtigung wie die erschreckenden Gebäude für Einzelhaft oder Todeszelle. Zwar haben sich in der Historie des Gefängnisses die Lebensverhältnisse ein wenig verbessert, ist dieses für hiesige Verhältnisse uralte Gebäude das (Über-)leben trotzdem kein Zuckerschlecken. Im Sommer heiß und stickig, im Winter jetzt kalt und zugig. Und da gab es kein wärmendes
Fleece-Shirt. Gewärmt und mit einem doppelten Espresso Macchiato im Bauch ging es an den Strand zum round house. Gebaut 1831 ist es nun Bestandteil des maritimen Museums und bietet eine hervorragende Aussicht – vorausgesetzt man erreicht trotz des Windes die Aussichtsplattform. Der bärtige Wächter des runden Hauses war trotz seines Aussehens froh eine windgeschützte Ecke inne zu haben. Und ich auch, ging es doch anschließend wieder sturmgepeitscht zurück zur S-Bahnstation, nach Perth in meine Backpackerbude. Und lasse den Abend gemütlich ausklingen, auf dem Sofa sitzend, in den flackernden, feuerlodernden Kamin blickend.

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