Freitag, 8. Januar 2010

Flamingos und Lagunen

6.15 Uhr am Morgen, 5 Grad und windstill. Müde und verschlafen stehe ich vor dem Gästehaus und warte auf meinen Führer, Jerome. Flamingos sind scheu, daher wollen wir vor den anderen Reisegruppen die Laguna de Chaxa im „Reserva Nacional Los Flamencos“ erreichen. Dem Sonnenaufgang entgegenfahrend passieren wir das verschlafene Dörfchen Toconao und begeben uns in die unwirtliche Salzwüste, die größtes des Landes Chile. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir, inmitten dieses lebensfeindlichen Raumes, die Laguna de Chaxa. Und tatsächlich, ein wenig Wasser, wenn auch salzig, reicht aus um Leben zu ermöglichen. Etwa 200 Flamingos verteilen sich auf ein weitläufiges Areal, stehen mit den Knöcheln im Wasser und fischen gemütlich mit ihrem Schnabel Krill aus dem Wasser. Krill, diese kleinen garnelenartigen Lebewesen, bilden die Nahrungsgrundlage der Flamingos – und bescheren ihnen ihre rote Farbe. Mir persönlich ein Rätsel wie diese Tierchen in dem Wasser überleben können. Eine weitere Reisegruppe erreicht die Lagune, laut schwatzend und fröhlich Bilder schiessend, und binnen Sekunden verflüchtigen die scheuen Flamingos sich im schützenden Hinterland. Sehr zum Leidwesen der neu angekommenen Reisegruppe, die darauf hin Ihre Lautstärke merklich reduziert. Selber schuld – kann ich da nur sagen. Beeindruckt von dieser scheinbar endlosen Salzkruste verlassen wir die Lagune de Chaxa und schrauben uns mit dem Auto bergaufwärts. Ausgehend von 2.400m Höhe erreichen wir auf 4.300m Höhe, zum gleichen Nationalpark gehörend, die Lagunas Miniques und Miscanti. Flankiert vom 5.622m hohen Cerro Miscanti und umgeben von weiteren, bis zu 6.000m hohen Vulkanen heben sich die beiden Lagunen mit ihrem Tiefblau schon fast unnatürlich von Ihrer trockenen Umgebung ab. Apropos Vulkane, 10 % der weltweit als aktiv eingestuften Vulkane (immerhin 1.500) befinden sich in den chilenischen Anden, entstanden durch das Aufeinanderprallen der südamerikanischen und der pazifischen Erdplatte vor Millionen von Jahren. Und sie bewegen sich immer noch, wenn auch langsam. Daher wird ein erneuter Ausbruch von einem der umliegenden Vulkane in den nächsten Jahren wieder erwartet. Mit diesem von Jerome vermittelten Informationen im Hinterkopf rollten wir am frühen Nachmittag wieder zurück, stoppten in Toconao bei einem grinsenden Lama, und mit einem eisgekühlten Getränk eines amerikanischen Brauseherstellers konnte ich meine staubtrockene Kehle beglücken und zu neuem Leben verhelfen.

1 Kommentar:

Juergen hat gesagt…

Hi Gunnar,
wegen Vulkanismus etc.
Nicht umsonst geht folgender Witz:
"Was gilt als langweiligste Schlagzeile in einer chilenischen Zeitung?" - "Erdbeben in den Anden festgestellt!" ;-)
Gruß, Jürgen