Sonntag, 10. Januar 2010

Ganna and his harem

Während viele Touristen nur für 2-3 Tage in San Pedro verweilen, die Tagestouren abreißen und dann wieder zum nächsten Ziel hecheln, genieße ich die zeitliche Unabhängigkeit und gönne mir zwischen den Etappen jeweils einen Ruhetag. Zeit zum Schreiben, Bilder sortieren, Emails verwalten, Lesen, mit den Menschen reden. Und natürlich diese ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Denn so schön auch die Impressionen sind, nach über 11 Monaten des Reisens setzt eine gewisse Sättigung ein. Und diesem muss ich Tribut zollen. Doch mein gestriger Tagesausflug war einmal wieder sehr informativ, beeindruckend – und lustig. Erbarmungslos früh um 4.00 Uhr ging es los in Richtung El Tatio, den Geothermalfeldern, etwa 90 km nördlich von San Pedro gelegen. Auf unbefestigten Straßen wurden wir wieder bergauf in eine Höhe von 4.330 m geschüttelt. Ich schreibe Wir, und dies hat eine amerikanische Touristin unter schallendem Lachen aller so nett formuliert. „Ganna and his harem”.Gunnar und seine 7 Frauen. Denn ich war an diesem Tag bei der gebuchten Tagestour der einzige männliche Gast an Bord. Nur noch Ron, unser Reiseführer, und der Fahrer sorgten für eine ausgewogenere Mischung. Doch zurück zu El Tatio – nach dem Yellowstone Park in den USA und einem Feld in Kamtschadka ist El Tatio die 3. größte aktive Geothermallandschaft weltweit. Sprudelnde Geysire, blubbernde und nach Schwefel riechende Sumpflöcher, aber auch genau so beeindruckende dampfende kleine Schornsteine verteilen sich auf ein ganzes Hochplateau. Auf Grund der Höhe kocht das Wasser hier bereits bei 85 Grad Celsius und kondensiert sofort beim Austritt in die heute morgen –4 Grad kalte Luft. Bereits eine Stunde nach Sonnenaufgang ist der aufsteigende Dampf schon kaum noch zu sehen, hat doch die wärmende Sonne dann den Temperaturunterschied größtenteils kompensiert. Um uns im Anschluss selber ein wenig aufzuwärmen, führte uns Ron in ein kleines, malerisches Tal. Obwohl es hier seit Jahren nicht geregnet hat, so fließt trotzdem ein kleiner Fluss, aus den Anden kommend, stetig und sorgt für eine Oase im Canyon. Vulkanische Aktivität sorgt dafür, dass dieser kleine Fluss selbst nach einigen Kilometern eine angenehme Wassertemperatur von 30 Grad aufweist und förmlich zu einem Bad in einem der kleinen Becken einlädt. Was wir sichtlich genossen haben wie man sieht. Die Abschlussfrage des Tages war: Was fehlte bisher bei all meinen Wüstenbildern? Der obligatorische Kaktus. Denn als Blickfang faszinieren diese Pflanzen, die mit einem Minimum an Wasser auskommen, immer wieder. Egal ob es die großen kaminartigen Kakteen oder die runden Schwiegermuttersitze sind, zum Wüstenbild gehören sie irgendwie dazu. Eine 1-stündige Wanderung durch ein Kakteenfeld rundet meinen Tourtag durch die Atacama Wüste auch fotografisch vollends ab.

1 Kommentar:

Juergen hat gesagt…

Hi Ganna,
(ich kann´s nicht lassen).
Ich hoffe, du hast deinen Mitrei(ß)senden Damen nichts vom "Schwiegermuttersitz" erzählt. ;-)
Gruß, Jürgen